«Ich bin ein Projektmensch» – weshalb Geschäftsführer der GGZ@work Carl Utiger dem Betrieb 26 Jahre treu blieb
Carl Utiger verabschiedet sich Ende Jahr als Geschäftsführer von der Zuger Institution GGZ@work. Nach 26 Jahren im Betrieb bleiben ihm die Begegnungen mit Menschen in bester Erinnerung
Er bewegt sich sicher durch die Räume, weiss, wer wo arbeitet, grüsst alle mit Namen. Kein Wunder, immerhin arbeitete Carl Utiger (62) ganze 26 Jahre lang als Geschäftsführer bei der gemeinnützigen Gesellschaft Zug (GGZ), genauer bei der GGZ@work. Kernziel: Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei gehören Sozialhilfebezüger und Asylsuchende gleichermassen zu der Klientel. Carl Utiger hat die Stelle massgeblich aufgebaut und sich für verschiedene Projekte engagiert. Jüngst etwa für das Recyclingzentrum im Göbli, welches derzeit im Bau ist. Nach 26 Jahren im Betrieb zieht er Ende Dezember einen Schlussstrich. Im Interview verrät er, wie sein Weg von der Gründung eines Veloladens mit dem Eintritt in die GGZ@work zusammenhängt und weshalb die GGZ@work schon in den 1990er-Jahren CDs recycelte.
Der Leistungsdruck wird immer grösser in der Wirtschaft. Alles soll schneller, höher, besser sein. Wie wirkt sich das auf die Integration von Sozialhilfebezügern und Asylsuchenden aus?
Carl Utiger: Sehr deutlich. Der wirtschaftliche Druck in den Unternehmen führt dazu, dass die Besten gesucht werden. Menschen, die psychisch oder physisch eingeschränkt sind, die die Sprache nicht gut beherrschen oder nicht genügend ausgebildet sind, zählen meist nicht dazu. Einige sind nicht die schnellsten, andere sind vielleicht eher etwas kompliziert. Sie sind deshalb die ersten, die durchs Raster fallen. Nicht unbedingt, weil sie eine grundsätzliche Aversion dagegen hegen, solche Menschen einzustellen, sondern weil sie letztlich weder Zeit noch die Lust haben, den Menschen hinterherzulaufen, wenn jene einen schwierigen Tag haben oder den Auftrag nicht sofort [A1] verstehen. Da die Produktivität vermehrt in den Fokus rückt, kommt die Menschlichkeit eher zu kurz.
War das früher anders?
Früher waren kleinere Betriebe, wie etwa Handwerksunternehmen, eher dazu bereit, jemanden einzustellen, der keine hundertprozentige Leistungsfähigkeit bringt. Sie erachteten das als selbstverständlichen Beitrag zur Übernahme von sozialer Verantwortung.
Dennoch konnten Sie seit Ihrem Einstieg in die GGZ@work die Integrationsquote steigern. 2020 wurden 39 Prozent der Menschen, die bei Ihnen Hilfe gesucht haben, erfolgreich vermittelt. Woher rührt das?
Die Eingliederungsquote ist immer auch vom Arbeitsmarkt abhängig. Ausserdem haben wir unser Angebot in den letzten 25 Jahren stetig erweitert. Anfangs betreute ich die Jobbörse ganz allein und führte Beratungsgespräche mit Klienten. Mittlerweile sind wir ein Team von 50 Leuten, wodurch wir individuelle Beratung anbieten können. Das trägt sicherlich zur hohen Eingliederungsquote bei.
Wagen wir einen Blick zurück. Sie haben vor 26 Jahren hier angefangen und GGZ@work massgeblich beeinflusst. Wie kam es dazu, dass Sie die Stelle angenommen haben?
Gemeinsam mit ein paar Kollegen gründete ich Anfang der 1990er-Jahre im Alter von 23 Jahren die Genossenschaft „d’Speichi“ in Baar. Noch bevor ein Verein für Arbeitsintegration existierte, haben wir zusammen mit Partnern den Gratisveloverleih auf dem Bundesplatz in Zug eröffnet und dort stellenlose Menschen vorübergehend beschäftigt. So hatte ich erste Berührungspunkte mit möglichen Arbeitsintegrationsmassnahmen und war auch sofort dabei, als GGZ@work eine Position als Leiter Jobbörse zu belegen hatte.
Der Leistungsdruck wird immer grösser in der Wirtschaft. Alles soll schneller, höher, besser sein. Wie wirkt sich das auf die Integration von Sozialhilfebezügern und Asylsuchenden aus?
Carl Utiger: Sehr deutlich. Der wirtschaftliche Druck in den Unternehmen führt dazu, dass die Besten gesucht werden. Menschen, die psychisch oder physisch eingeschränkt sind, die die Sprache nicht gut beherrschen oder nicht genügend ausgebildet sind, zählen meist nicht dazu. Einige sind nicht die schnellsten, andere sind vielleicht eher etwas kompliziert. Sie sind deshalb die ersten, die durchs Raster fallen. Nicht unbedingt, weil sie eine grundsätzliche Aversion dagegen hegen, solche Menschen einzustellen, sondern weil sie letztlich weder Zeit noch die Lust haben, den Menschen hinterherzulaufen, wenn jene einen schwierigen Tag haben oder den Auftrag nicht sofort [A1] verstehen. Da die Produktivität vermehrt in den Fokus rückt, kommt die Menschlichkeit eher zu kurz.
War das früher anders?
Früher waren kleinere Betriebe, wie etwa Handwerksunternehmen, eher dazu bereit, jemanden einzustellen, der keine hundertprozentige Leistungsfähigkeit bringt. Sie erachteten das als selbstverständlichen Beitrag zur Übernahme von sozialer Verantwortung.
Dennoch konnten Sie seit Ihrem Einstieg in die GGZ@work die Integrationsquote steigern. 2020 wurden 39 Prozent der Menschen, die bei Ihnen Hilfe gesucht haben, erfolgreich vermittelt. Woher rührt das?
Die Eingliederungsquote ist immer auch vom Arbeitsmarkt abhängig. Ausserdem haben wir unser Angebot in den letzten 25 Jahren stetig erweitert. Anfangs betreute ich die Jobbörse ganz allein und führte Beratungsgespräche mit Klienten. Mittlerweile sind wir ein Team von 50 Leuten, wodurch wir individuelle Beratung anbieten können. Das trägt sicherlich zur hohen Eingliederungsquote bei.
Wagen wir einen Blick zurück. Sie haben vor 26 Jahren hier angefangen und GGZ@work massgeblich beeinflusst. Wie kam es dazu, dass Sie die Stelle angenommen haben?
Gemeinsam mit ein paar Kollegen gründete ich Anfang der 1990er-Jahre im Alter von 23 Jahren die Genossenschaft „d’Speichi“ in Baar. Noch bevor ein Verein für Arbeitsintegration existierte, haben wir zusammen mit Partnern den Gratisveloverleih auf dem Bundesplatz in Zug eröffnet und dort stellenlose Menschen vorübergehend beschäftigt. So hatte ich erste Berührungspunkte mit möglichen Arbeitsintegrationsmassnahmen und war auch sofort dabei, als GGZ@work eine Position als Leiter Jobbörse zu belegen hatte.
Wie haben Sie die Gesellschaft zu jener Zeit in Erinnerung?
Zu Beginn der 1990er-Jahren sind die Arbeitslosenzahlen stark gestiegen. Das hatte zur Folge, dass gerade auch Menschen, die unter gesundheitlichen Schwierigkeiten litten, ihre Stelle verloren hatten. Denn davor hatte die IV lange Zeit grosszügig Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt wurde aber die IV restriktiver, weil sie von politischer Seite her angegriffen wurde. Was zur Folge hatte, dass viele stellenlose Menschen bei den gemeindlichen Sozialdiensten landeten. Die Sozialdienste hatten zur dieser Zeit keine Massnahmen zur Arbeitsintegration geplant, erkannten aber den Bedarf eine Anlaufstelle für die Arbeitsintegration und ich war bereit anzupacken.
26 Jahre sind Sie geblieben. Was hielt Sie solange im Betrieb?
Ich bin ein Projektmensch. Das kam mir zugute. Denn da ich quasi vom ersten Moment an dabei war, konnte ich alles von Grund auf gestalten, mich immer wieder neuen Herausforderungen stellen, mich um die Zusammenarbeit mit den Behörden kümmern oder Finanzierungen organisieren. Schön, war dabei auch: Der Kanton Zug und die Gemeinden pfeifen finanziell nicht aus dem letzten Loch. Statt sich also nur um Gelder zu bemühen, um tolle Projekte zu realisieren, investierte ich meine Energie in deren Ausarbeitung. Sich für das Wachstum und die Professionalisierung des Betriebs zu engagieren, war eine grosse Freude.
Stichwort Wachstum. GGZ@work hat in verschiedenen Bereichen zugelegt sowie Angebote erweitert. Es gibt nicht nur die Jobbörse, sondern Beratungsangebote, Vermittlung et cetera. Was bedeutet diese Veränderung für Ihre Aufgabe als Geschäftsführer?
Verschiedenes. Beispielsweise bin ich mit zunehmendem Wachstum nicht mehr so nahe an den Klienten wie früher. In meiner Anfangszeit führte ich noch Gespräche in der Jobbörse, hatte 1:1 Kontakt mit den Stellensuchenden. Klientenarbeit mache ich mittlerweile keine mehr, der Kontakt ist geringer. Ausserdem wurde es wichtiger, Struktur zu schaffen.
Mehr Struktur – ist das Fluch oder Segen?
Beides. Natürlich ist Struktur in einem Betrieb dieser Grösse essenziell. Gerade für mich als Geschäftsführer, um den Überblick zu behalten. Andererseits heisst mehr Struktur nicht immer „schneller und besser“. Die Bürokratisierung verlangsamt gewisse Projektprozesse. Obwohl man, seit ich hier angefangen habe, davon spricht die Bürokratisierung zu reduzieren. Ein Telefonat bei einer Behörde ist nicht mehr ausreichend, um eine Vereinbarung zu treffen. Das dies den Prozess verlangsamt, finde ich persönlich schade. Besonders, weil ich eben sehr leidenschaftlich bei der Entwicklung jener bin – bis zum Schluss.
Welchen Grund sehen Sie für den Fortbestand der Bürokratisierung?
Jeder will sich in alle Richtungen absichern, damit Fehler bei einem selbst ausgeschlossen werden können. Das ist bestimmt ein grosser Faktor: Die Fehlerkultur hat sich verändert. Schnell wird ein Schuldiger gesucht und man fordert Konsequenzen. Wobei es doch menschlich ist, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Mit dieser Dichte an Regulierungen sollen Fehler zurückverfolgt werden können. Das macht es jedoch schwieriger, Neues zu schaffen.
Neues geschaffen hat ebenfalls die GGZ@work. Derzeit wird etwa der Ökihof von der Stadt Zug errichtet, wo die GGZ@work mit einem Recyclingzentrum einziehen wird. Ein Projekt mit Nachhaltigkeit. War dem Betrieb das Thema schon immer wichtig?
Grundsätzlich ist es so, dass unsere Projekte den ersten Arbeitsmarkt nicht konkurrenzieren sollen, deshalb agieren wir in Bereichen, die sich wirtschaftlich gesehen nicht immer lohnen. Gleichzeitig wollen wir mit unseren Projekten der Gesellschaft etwas zurückgeben. Deshalb war das Thema Nachhaltigkeit schon früh präsent. Schon in den 1990er-Jahren recycelten wir CDs. Wirtschaftlich gesehen ist das wenig attraktiv, aber es schont Rohstoffe und ist deshalb für einen Betrieb wie unseren eine ideale Lösung.
Zu Beginn der 1990er-Jahren sind die Arbeitslosenzahlen stark gestiegen. Das hatte zur Folge, dass gerade auch Menschen, die unter gesundheitlichen Schwierigkeiten litten, ihre Stelle verloren hatten. Denn davor hatte die IV lange Zeit grosszügig Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt wurde aber die IV restriktiver, weil sie von politischer Seite her angegriffen wurde. Was zur Folge hatte, dass viele stellenlose Menschen bei den gemeindlichen Sozialdiensten landeten. Die Sozialdienste hatten zur dieser Zeit keine Massnahmen zur Arbeitsintegration geplant, erkannten aber den Bedarf eine Anlaufstelle für die Arbeitsintegration und ich war bereit anzupacken.
26 Jahre sind Sie geblieben. Was hielt Sie solange im Betrieb?
Ich bin ein Projektmensch. Das kam mir zugute. Denn da ich quasi vom ersten Moment an dabei war, konnte ich alles von Grund auf gestalten, mich immer wieder neuen Herausforderungen stellen, mich um die Zusammenarbeit mit den Behörden kümmern oder Finanzierungen organisieren. Schön, war dabei auch: Der Kanton Zug und die Gemeinden pfeifen finanziell nicht aus dem letzten Loch. Statt sich also nur um Gelder zu bemühen, um tolle Projekte zu realisieren, investierte ich meine Energie in deren Ausarbeitung. Sich für das Wachstum und die Professionalisierung des Betriebs zu engagieren, war eine grosse Freude.
Stichwort Wachstum. GGZ@work hat in verschiedenen Bereichen zugelegt sowie Angebote erweitert. Es gibt nicht nur die Jobbörse, sondern Beratungsangebote, Vermittlung et cetera. Was bedeutet diese Veränderung für Ihre Aufgabe als Geschäftsführer?
Verschiedenes. Beispielsweise bin ich mit zunehmendem Wachstum nicht mehr so nahe an den Klienten wie früher. In meiner Anfangszeit führte ich noch Gespräche in der Jobbörse, hatte 1:1 Kontakt mit den Stellensuchenden. Klientenarbeit mache ich mittlerweile keine mehr, der Kontakt ist geringer. Ausserdem wurde es wichtiger, Struktur zu schaffen.
Mehr Struktur – ist das Fluch oder Segen?
Beides. Natürlich ist Struktur in einem Betrieb dieser Grösse essenziell. Gerade für mich als Geschäftsführer, um den Überblick zu behalten. Andererseits heisst mehr Struktur nicht immer „schneller und besser“. Die Bürokratisierung verlangsamt gewisse Projektprozesse. Obwohl man, seit ich hier angefangen habe, davon spricht die Bürokratisierung zu reduzieren. Ein Telefonat bei einer Behörde ist nicht mehr ausreichend, um eine Vereinbarung zu treffen. Das dies den Prozess verlangsamt, finde ich persönlich schade. Besonders, weil ich eben sehr leidenschaftlich bei der Entwicklung jener bin – bis zum Schluss.
Welchen Grund sehen Sie für den Fortbestand der Bürokratisierung?
Jeder will sich in alle Richtungen absichern, damit Fehler bei einem selbst ausgeschlossen werden können. Das ist bestimmt ein grosser Faktor: Die Fehlerkultur hat sich verändert. Schnell wird ein Schuldiger gesucht und man fordert Konsequenzen. Wobei es doch menschlich ist, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Mit dieser Dichte an Regulierungen sollen Fehler zurückverfolgt werden können. Das macht es jedoch schwieriger, Neues zu schaffen.
Neues geschaffen hat ebenfalls die GGZ@work. Derzeit wird etwa der Ökihof von der Stadt Zug errichtet, wo die GGZ@work mit einem Recyclingzentrum einziehen wird. Ein Projekt mit Nachhaltigkeit. War dem Betrieb das Thema schon immer wichtig?
Grundsätzlich ist es so, dass unsere Projekte den ersten Arbeitsmarkt nicht konkurrenzieren sollen, deshalb agieren wir in Bereichen, die sich wirtschaftlich gesehen nicht immer lohnen. Gleichzeitig wollen wir mit unseren Projekten der Gesellschaft etwas zurückgeben. Deshalb war das Thema Nachhaltigkeit schon früh präsent. Schon in den 1990er-Jahren recycelten wir CDs. Wirtschaftlich gesehen ist das wenig attraktiv, aber es schont Rohstoffe und ist deshalb für einen Betrieb wie unseren eine ideale Lösung.
Gab es denn Unternehmen aus dem ersten Arbeitsmarkt, die sich bedroht fühlten durch die GGZ@work?
Bedroht nicht, aber skeptisch waren einige anfangs durchaus. Manche Handwerker fürchteten etwa bei der Eröffnung unseres Bauteilladens, dass wir zur Konkurrenz würden. Heute gibt es handwerkliche Betriebe, die bei uns Ersatzteile holen.
Sie sprechen begeistert von Ihren Projekten. Was verbuchen Sie als grössten Erfolg?
Die grössten Erfolge sind für mich nicht konkret projektbezogen, sondern auf die Menschen, die wieder im Arbeitsmarkt integriert sind. Treffe ich beispielsweise jemanden auf der Strasse, der vor 10 Jahren bei uns Beratung suchte, und jetzt einen festen Job hat oder sogar ein selbstständiges Unternehmen führt, dann bewegt mich das. Als Erfolg, beziehungsweise grössten Erfolg, sehe ich das, weil unsere Organisation das letztlich zum Ziel hat: Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Das gelingt aber nicht immer, oder? Menschen mit psychischen Erkrankungen kämpfen teilweise mit Schwierigkeiten, weil sie nicht konstant belastbar sind.
Das stimmt. Aber für Menschen, die physisch oder psychisch nicht die Kapazität haben, im Arbeitsmarkt integriert zu werden, ist die IV verantwortlich. Menschen, die von der IV abgewiesen werden, gibt es natürlich auch – und jene leiden nicht selten an psychischen Herausforderungen, die manchmal nicht scharf diagnostiziert werden. Oder aber der psychische Zustand ist sehr volatil, beispielsweise bei manischer Depression. Für solche Menschen ist ein geschützter Arbeitsplatz essenziell sowie viel Verständnis des Arbeitgebers.
Ist das vorhanden?
Zum Teil. Manche Arbeitgeber bringen grosses Verständnis auf und stellen solche Menschen auch ein. Allerdings existiert in der Schweiz kein System, dass Arbeitgeber verpflichtet, einen Mindestanteil an Menschen mit psychischen Krankheiten einzustellen. Verständnis ist vorhanden – aber es gibt noch Potenzial mehr zu tun.
Für Sie gibt es bald weniger zu tun. Zumindest aus beruflicher Sicht. Fällt es Ihnen schwer, Ihre Position Ende Jahr abzugeben, wo Sie doch vieles von der ersten Stunde an begleiteten?
Nein. Nach so vielen Jahren tun neue Kräfte auch dem Betrieb gut. Persönlich freue ich mich darauf, meine Zeit nun wieder freier einteilen zu können.
Haben Sie schon feste Pläne?
Bislang nicht. Ich werde bestimmt an meinem Amt als Korporationsrat in Baar festhalten. Ich trete also noch nicht vollständig in den Ruhestand. Ausserdem habe ich noch ein uraltes Ferienhäuschen in Goms, dort werde ich sicherlich öfter sein und mir mehr Zeit für den Sport nehmen. Ich habe keine Angst, dass mir wegen der freien Zeit langweilig würde. Ein Workaholic, der auch sonntags im Büro sitzt, war ich ohnehin nie.
Bedroht nicht, aber skeptisch waren einige anfangs durchaus. Manche Handwerker fürchteten etwa bei der Eröffnung unseres Bauteilladens, dass wir zur Konkurrenz würden. Heute gibt es handwerkliche Betriebe, die bei uns Ersatzteile holen.
Sie sprechen begeistert von Ihren Projekten. Was verbuchen Sie als grössten Erfolg?
Die grössten Erfolge sind für mich nicht konkret projektbezogen, sondern auf die Menschen, die wieder im Arbeitsmarkt integriert sind. Treffe ich beispielsweise jemanden auf der Strasse, der vor 10 Jahren bei uns Beratung suchte, und jetzt einen festen Job hat oder sogar ein selbstständiges Unternehmen führt, dann bewegt mich das. Als Erfolg, beziehungsweise grössten Erfolg, sehe ich das, weil unsere Organisation das letztlich zum Ziel hat: Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Das gelingt aber nicht immer, oder? Menschen mit psychischen Erkrankungen kämpfen teilweise mit Schwierigkeiten, weil sie nicht konstant belastbar sind.
Das stimmt. Aber für Menschen, die physisch oder psychisch nicht die Kapazität haben, im Arbeitsmarkt integriert zu werden, ist die IV verantwortlich. Menschen, die von der IV abgewiesen werden, gibt es natürlich auch – und jene leiden nicht selten an psychischen Herausforderungen, die manchmal nicht scharf diagnostiziert werden. Oder aber der psychische Zustand ist sehr volatil, beispielsweise bei manischer Depression. Für solche Menschen ist ein geschützter Arbeitsplatz essenziell sowie viel Verständnis des Arbeitgebers.
Ist das vorhanden?
Zum Teil. Manche Arbeitgeber bringen grosses Verständnis auf und stellen solche Menschen auch ein. Allerdings existiert in der Schweiz kein System, dass Arbeitgeber verpflichtet, einen Mindestanteil an Menschen mit psychischen Krankheiten einzustellen. Verständnis ist vorhanden – aber es gibt noch Potenzial mehr zu tun.
Für Sie gibt es bald weniger zu tun. Zumindest aus beruflicher Sicht. Fällt es Ihnen schwer, Ihre Position Ende Jahr abzugeben, wo Sie doch vieles von der ersten Stunde an begleiteten?
Nein. Nach so vielen Jahren tun neue Kräfte auch dem Betrieb gut. Persönlich freue ich mich darauf, meine Zeit nun wieder freier einteilen zu können.
Haben Sie schon feste Pläne?
Bislang nicht. Ich werde bestimmt an meinem Amt als Korporationsrat in Baar festhalten. Ich trete also noch nicht vollständig in den Ruhestand. Ausserdem habe ich noch ein uraltes Ferienhäuschen in Goms, dort werde ich sicherlich öfter sein und mir mehr Zeit für den Sport nehmen. Ich habe keine Angst, dass mir wegen der freien Zeit langweilig würde. Ein Workaholic, der auch sonntags im Büro sitzt, war ich ohnehin nie.