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Hautnah mit dabei im Kampf gegen Walfang, Delfinschlachtungen und den illegalen Fischfang - zwei Sea Shepherdmitglieder erzählen von ihren Erfahrungen auf See
Die Tessinerin Natalie Maspoli und der Basler Klaus Gaar arbeiten als Freiwillige für Sea Shepherd Schweiz. Was fordert ein Einsatz  auf See von ihnen? Und was hat sich seit ihrem Eintritt in die Organisation geändert? Ein Blick hinter die Kulissen. 

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Ganz schön stürmisch kann es auf hoher See werden. Bild: Sea Shepard/PD
Ihr Engagement auf dem Meer ist ein ganzes Stück Arbeit: Ob schwerer Seegang, harte körperliche Arbeit oder die Jagd nach einem Walfangboot über tausende Kilometer – all das fordert seinen Tribut. Nicht zu vernachlässigen sind die Eindrücke, mit denen die Engagierten konfrontiert werden: Nach Luft schnappende Fische, abgeschlachtete Wale und Delfine. Entlöhnt werden die Freiwilligen dafür nicht, zumindest nicht finanziell. Aber wegen des Geldes tun sie das ohnehin nicht: Natalie Maspoli Taylor (52) und Klaus Gaar (58) sind wegen der Meerestiere für Sea Shepherd Schweiz im Einsatz. Sea Shepherd – frei übersetzt mit „die Hirten der Meere“ - setzt sich als internationale Organisation gegen illegale Fischerei, die Jagd auf Meerestiere sowie die Meeresverschmutzung ein. Die grösstenteils freiwilligen Helfer kontrollieren Schiffe auf illegalen Fang, stellen Ländern – vor allem an der afrikanischen Küste – Schiffe zur Verfügung und jagen, wenn nötig, ein japanisches Walfangschiff 15 Tage lang durchs Südpolarmeer, sodass jene unter ihrer selbst gesteckten Fangquote bleiben – das trug sich bei einer Kampagne in der Antarktis 2005/2006 so zu.
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Klaus Gaar ist seit 2014 bei Sea Shepherd Schweiz und hat schon mehrere Einsätze auf dem Meer hinter sich. Bild: PD
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Natalie Maspoli ist Direktorin von Sea Shepherd Schweiz. Bild: PD
Kritiker werfen der Organisation jedoch nicht selten vor, sie seien Ökoterroristen. Weshalb? Weil früher Schiffe gerammt wurden und die Seeventile im Hafen geöffnet, sodass das Boot sank – Sea Shepherd kämpft vehementer als manch andere Non-Governmental-Organisation (NGO) gegen illegalen Fischfang oder das Töten von Meeressäugern. Über Leichen geht die Organisation aber keineswegs: In den über 40 Jahren, seit der Gründung 1977, wurde kein Mensch durch die Einsätze von Sea Shepherd verletzt.
Gegründet wurde Sea Shepherd übrigens von Paul Watson. Jenem Paul Watson, welcher auch an der Gründung von Greenpeace beteiligt war, und dann sich dann im Streit von ihnen trennte. ​
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Gründer der Meeresschutzorganisation ist Paul Watson. Er war auch an der Gründung von Greenpeace beteiligt. Bild: Sea Shepherd/PD
Schlachtungen von Meeressäugern auf den Färöer-Inseln und in Japan
Fakt ist, Sea Shepherd ist eine Organisation, bei der sich alles rund ums Meer dreht. Wie kommen zwei Menschen aus einem Binnenland auf die Idee, sich für die Ozeane einzusetzen? „So abwegig ist das gar nicht", erklärt Klaus Gaar aus Allschwil: „Jeder zweite Atemzug, den wir nehmen, kommt aus dem Meer. Jenes ist bekanntlich ein riesiger CO2-Speicher. Wie Paul Watson schon sagte: Wenn die Meere sterben, sterben wir auch. Die Folgen werden nicht nur in der Schweiz spürbar sein, wenn die Meere kollabieren.“
Beide, Natalie Maspoli und Klaus Gaar, sind Taucher. Schon bevor sie mit der Meeresschutzorganisation unterwegs waren, bemerkten sie Veränderungen im Ozean. Absterbende Korallenriffe beispielsweise benennt Klaus Gaar als Problem und fügt mangelnde Artendiversität und zunehmender Plastikmüll in die Liste der Schwierigkeiten an. Und beide, Natalie Maspoli und Klaus Gaar, waren schon bei mehreren Kampagnen von Sea Shepherd dabei. Erstmals vor Ort im Einsatz war die Bankangestellte aus dem Tessin 2012 im japanischen Taji.
Man beobachtete und dokumentierte dort das Fangen und Schlachten der Delfine, allerdings nur in der ersten Kampagne. Danach war das nicht mehr möglich. Sea Shepherd war eine der ersten Organisationen, die diese Taktik anwandte. Dokumentiert wurde das Ganze mit der Kamera. Weil „die Kamera die schärfste Waffe ist“ – diesen Satz prägte schon der Gründer Paul Watson. Aber natürlich sitzen die Volontäre nicht nur um die Bucht herum, schildert Gaar, der als Pfleger Vollzeit in einem Altersheim angestellt ist, und auch schon an einer Kampagne gegen das Delfinschlachten teilnahm. „Nachts schlich man sich hinunter zum Wasser, schnitt die Netze auf, in denen sich die Tiere verheddert hatten und liess sie frei.“ Der Hauptgrund, warum dort Delfine gefangen werden, sei, sie danach in Aquarien unterzubringen – denn das lohnt sich finanziell am meisten.
Die Erfahrung hat Natalie Maspoli geprägt: „Die Kampagne hat mein Leben verändert. Vor Sea Shepherd war ich nie bei einer Umweltorganisation, hatte deshalb nur von der Brutalität gehört, mit der solche Meeressäugetiere getötet werden. Das Schlachten aber zu sehen und mitzuerleben, war aber eine ganz andere Nummer.“
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Die Tiere werden in Buchten getrieben
Auch Klaus Gaar spricht von unmenschlicher Brutalität, wenn er von seinem ersten Einsatz spricht. Zwar verfolgte er Sea Shepherd schon seit den 1990er Jahren, der Organisation als Freiwilliger beigetreten ist er erst Jahre später, nämlich 2014. Die erste Kampagne führte ihn auf die Färöer-Inseln, welche zu Dänemark gehören. Dem grossen Grindwalschlachten hat Sea Shepherd dort den Kampf angesagt. Auch hier spielt sich die unmenschliche? Grausamkeit in Buchten ab. Die Tiere werden von den Fischern ins flache Wasser bis an den Strand getrieben, wo sie stranden. Mit einer speziellen Waffe werden die Halsschlagader und das Rückenmark im Nacken durchtrennt. Er sagt:
​​ „Jede Beschreibung spottet der Brutalität mit die Farör den Tieren begegnen. Die Schlachtungen sind barbarisch.“
Gaar selbst traf erst zwei Wochen nach dem grossen Treiben auf den Inseln ein, verpasst es also bei seiner ersten Mission mit den anderen Freiwilligen von Sea Shepherd ins Wasser zu stürzen. Damals zeigte er sich darüber nicht unglücklich, denn solche Bilder sind nicht leicht verdaulich.  Begründet wird die Schlachtung – wie auch in Japan – oftmals mit der Tradition.
Medien framen sie häufig als „extreme" Umweltschützer
Doch die erste Kampagne war für die beiden Sea Shepherd Mitglieder nur der Einstieg, weitere Einsätze folgten. Mittlerweile ist Klaus Gaar im Vorstand tätig und für das Merchandise zuständig. Auch die Direktorin Natalie Maspoli ist fest verankert im Schweizer Team. Was die beiden Meeresschützer in der Bewegung hält, ist die Möglichkeit selbst anzupacken. „Für mich ist es deutlich wertvoller vor Ort zu sein, Erfahrungen zu sammeln und die teils furchtbaren Bilder der sterbenden Tiere in der Realität zu sehen, als lediglich eine Spende einzubezahlen, um mein Gewissen zu beruhigen“, beschreibt Natalie Maspoli ihre Motivation. „Und man lernt grossartige Menschen kennen, die sich für die Tiere einsetzen. Mit ihnen kann man die schönen und furchtbaren Szenen verarbeiten“, wirft Klaus Gaar ein.
Sie sprechen ruhig über ihr Engagement, die Leidenschaft ist spürbar, aber ein radikaler Unterton schwingt nicht mit. Als radikale Umweltschützer, umstrittene Meeresretter oder Ökoterroristen werden die Sea Shepherd Freiwilligen nämlich in den Medien nicht selten bezeichnet. „Unser Kapitän Peter Hammarstedt sagte dazu einmal: Wenn wir Terroristen wären, dann wären wir die schlechtesten Terroristen, weil wir niemanden töten, sondern Millionen von Leben gerettet haben“, kommentiert Natalie Maspoli die Frage nach dem textuellem Framing der Öffentlichkeit. „Wir agieren eben nicht wie andere Organisationen mit Petitionen und Hochglanzflyern, sondern sind direkt vor Ort. Wir ändern unseren Lebensstil breitwillig aus Respekt zu den Lebewesen und unserer Umwelt; solche Massnahmen werden leider oft als extrem eingestuft.“ Einem Menschen etwas antun, würden sie aber nicht. „Und das obwohl auf Mitglieder unserer Crew schon gespuckt wurde, man sie schlug und beschimpfte.“ 

Menschliche Schicksale sind mit illegalem Fischfang verknüpft
Millionen von Leben gerettet habe Sea Shepherd auch deshalb, weil man ein Auge auf den illegalen Fischfang hat. „Meeressäuger wie Delfine und Wale sind uns allen noch nah, mit einem empörten Aufschrei reagiert man auf deren Schlachtungen. Was mit den Fischen passiert, interessiert dann schon wieder weniger. Die werden als Fang auch nicht in Anzahl Tieren angegeben, sondern nur in Tonnen“, empört sich Klaus Gaar.
Dabei haben Fische ein Schmerzempfinden. Erstmals nachgewiesen wurde das von der britischen Tierverhaltensforscherin Victoria Braithwaite. Ausserdem wurde vor gar nicht so langer Zeit, nämlich 2019, von Forschern des Max-Planck-Instituts, der Universität Konstanz und Osaka City University entdeckt, dass Putzerfische auf ihr Spiegelbild reagieren. Egal, wie intelligent Fische nun sein mögen oder nicht, Sea Shepherd schenkt auch ihnen Aufmerksamkeit und setzt sich für die Kiementräger ein. In erster Linie führen sie Kontrollen durch; konkret geht es um die Frage, ob der Fisch, der in Log- und Fangbüchern eingetragen wurde, tatsächlich der ist, der im Laderaum liegt. Auch der Beifang muss angegeben werden. Zur Erinnerung: Dieser kann 40 bis 50 Prozent des Fanges ausmachen. „Meistens ist es dann so, dass im Laderaum eben etwas ganz anderes vorzufinden ist als eingetragen“, weiss der Allschwiler.
Und das merkt man meist schon bei der ersten Begegnung mit den Fischern. Solche Kontrollen finden oft nachts statt. Dabei ist die Suche nach den Schiffen wenig romantisch, stunden- oder tagelange Fahrten übers blaugraue Meer gehören dazu. Von gewissen Hotspots weiss man, der Golf von Biskaya ist etwa ein solcher. Manchmal gibt ein legaler Fischer Sea Shepherd einen Tipp. Oder man zieht die Technologie zu Hilfe: Sea Shepherd Schweiz hat beispielsweise mit den eingenommenen Spenden eine Nachtsichtdrohne gekauft, die nun in Italien im Einsatz ist. Apropos Nacht: Ohne Licht schleichen sich die Freiwilligen mit einem kleinen Boot an und sind daher auf dem dunklen Meer und bei Wellengang kaum sichtbar. Erst 50 Meter vorher werfen sie die Scheinwerfer an, für die Fischer ist das zu spät, um zu fliehen.
Die Erfahrung zeigt: 
​„Die Reaktionen fallen ganz unterschiedlich aus. Wenn die Fischer ruppig oder ausfallend sind, steckt meistens was im Busch.“ ​
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Die Arbeit auf See ist körperlich herausfordernd. Bild: Sea Shepherd/PD
Ungefährlich sind die Missionen nicht
Manchmal müssen deshalb präventiv Schutzmassnahmen vorgenommen werden. „Vor allem in Afrika sind wir nicht ohne bewaffnete Militärs an Bord, welche von der Regierung gestellt werden. Sie kennen das Land, sind gut ausgebildet und schützen uns“, so Gaar. Angst haben die Freiwilligen aber kaum, sie sind zu sehr auf ihr Ziel fokussiert. Trotzdem berührt die Freiwilligen die unglückselige Verbindung zwischen der illegalen Fischerei und den menschlichen Schicksalen. Denn in der Fischerei steht es um die Angestellten oftmals ebenfalls nicht zum Besten.
„Das Regime auf den Kuttern ist teils sklavenähnlich“, weiss Maspoli. Wer die Drahtzieher sind und sich eine goldene Nase an der illegalen Fischerei verdienen, ist nur schwer zurückzuverfolgen. „Die Menschen auf dem Schiff sprechen auch kaum darüber.“ Eine solche Nachverfolgung fällt denn auch nicht in den Aufgabenbereich von Sea Shepherd – die Organisation liefert lediglich Beweise, Ermittlungen stellen die Behörden an.
 
Mehr als ein Hobby
Durch das jahrelange Engagement ist mittlerweile eine Zusammenarbeit mit den Regierungen entstanden. Vor allem an der Westküste Afrikas, aber auch in Südamerika oder Italien. Einerseits stellt Sea Shepherd den dortigen Behörden mangels eigener Ressourcen ihre Schiffe zur Verfügung und andererseits übernimmt die Polizei die Ermittlung gegen die illegale Fischerei auf – mit den Beweisen, die Sea Shepherd gesammelt hat. „Aber“, betont Natalie Maspoli, „auch bei einer Zusammenarbeit mit den Behörden stammt das Geld aus den Spenden und nicht vom Land selbst.“ Das ist deshalb eine Bemerkung wert, weil gerade in der illegalen Fischerei Korruption ein gewichtiges Hindernis darstellt.
Alldemzufolge: Ja, die Arbeit als Hirten der Meere ist aufreibend. Ja, die Arbeit ist unentgeltlich. Ja, selbst die Anreise zum Schiff zahlt jeder selbst. Lohnt sich das? „Ja, weil es eine sinnstiftende Tätigkeit ist, auch wenn dafür die Ferien eingesetzt werden
“, sind die zwei Tierschützer einer Meinung.
Und wie steht es um den Nachwuchs des Vereins? Der ist bekanntlich in sämtlichen Vereinen immer schwerer zu finden. Aus allen Nähten platzt auch die Meeresschutzorganisation nicht, aber:
„Jene, die dabei sind, sind mit Herzblut am Start.“ Die Volontäre informieren sich selbstständig über illegalen Fischfang, Skandale auf den Meeren oder mögliche Konsequenzen eines Ozeankollapses. „Da steckt wirklich viel Leidenschaft dahinter. Es ist mehr eine Lebenseinstellung als nur ein Hobby“, beschreibt Klaus Gaar. Weshalb man in Sea Shepherd auch nicht „nur ein bisschen dabei“ sein soll, die fünf bis sechs Events pro Jahr sind zwar keine Pflichtanlässe, Freiwillige sollen aber bereit sein, Zeit zu investieren. „Wem diese Verpflichtung zu viel ist, der passt nicht zu uns“, so Gaar. Für Menschen, die aber nicht nur völlig enthusiastisch sind bei der Idee, Tiere zu retten, und anschliessend leer schlucken, wenn sie spüren, was alles auf sie zukommt, ist es leichter geworden, an einer Kampagne auf hoher See teilzunehmen. „Zu meiner Anfangszeit dauerte ein Aufenthalt auf dem Schiff ungefähr vier Wochen. Mittlerweile ist es möglich auch für eine Woche auf einem Schiff reinzuschnuppern“, erklärt Natalie Maspoli. Das empfiehlt sie allen Freiwilligen, die in der Schweiz aktiv sind, eben jener guten Erfahrungen wegen, die sie gemacht hat. Gesucht werden vor allem erfahrene Leute, wie Ingenieure oder Fotografen. Vereinzelt haben aber auch unerfahrene Meeresschützer die Chance, an einer Kampagne teilzunehmen. „Es fängt beim mit dem Putzen des Boots an. Anfangs denkt man, man kann gar nichts“, führt Klaus Gaar mit einem Schmunzeln aus, „Das war bei mir nicht anders. Nach zwei, drei Wochen kommt man allerdings langsam in den Groove.“
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Eine ganze Mannschaft ist mit dabei an Bord. Teilweise ist auch das Militär mitdabei - zum Schutz. Bild: Sea Shepherd/PD
Konsequente Lebenshaltung
Nebeneffekte ihres Engagements haben beide fest in den Alltag integriert. Keiner der beiden isst Fisch oder tierische Produkte. Sie sind Veganer und haben diese Ernährungsform auf den Schiffen von Sea Shepherd aufgenommen, denn auch dort ist die Küche vegan. Gaar und Maspoli schwärmen von der rein pflanzlichen Küche und erklären, wieso der Veganismus logisch ist für sie durch den freiwilligen Einsatz auf See: „Wir können uns nicht gegen das Töten von Fischen einsetzen und gleichzeitig das Töten von Nutztieren durch Fleischkonsum befürworten.“ Es ist eine Frage der Konsequenz. Dass die wenigsten Schweizer und Schweizerinnen eine fleischlose Ernährung haben, spüre man.
 
Was bleibt vom Sea Spiracy-Effekt?
Und was ist mit dem Fisch? Isst man da weniger? Ein Umdenken fand dieses Jahr statt: Am 24. März wurden wohl viele Konsumenten und Konsumentinnen aufgerüttelt. Mit dem Dokumentarfilm Sea Spiracy. Darin werden verschiedene Probleme der Fischindustrie thematisiert; wie etwa Geisternetze, Überfischung und die hohen Beifangquoten. „Teilweise bis zu 40 oder gar 50 Prozent“, schiebt Klaus Gaar ein. Der Film musste zwar Kritik einstecken. Vorwürfe, dass etwa Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen wurden oder Statistiken fehlerhaft seien, standen im Raum. Dennoch: Den Sea Spiracy Effekt hat Sea Shepherd gespürt – auch auf nationaler Ebene. Die Tessinerin etwa erklärt, dass bemerkbar wurde, dass man weniger Fisch konsumiere und sich die Menschen an der Ladentheke schon drei Mal überlegten, ob es denn zum Abendessen wirklich das Lachsfilet sein muss. Wie Gaar erklärt, wurde ausserdem bis zu 30-mal mehr Merchandise von Sea Shepherd gekauft. Der Zusammenhang zwischen Sea Shepherd und Sea Spiracy: Die Filmcrew durfte die Schiffe der Meeresschutzorganisation nutzen für ihre Aufnahmen. „Aber anders verbandelt waren wir nicht, wie in der Presse auch immer wieder behauptet wurde“, betont Klaus Gaar im Namen der weltweiten Organisation, „Das war nicht unser Projekt.“ Nichtsdestotrotz erhielt Sea Shepherd dadurch Aufwind. „Sea Spiracy hat das Bewusstsein der Menschen geschärft“, zeigt sich Natalie Maspoli überzeugt. Mittlerweile sei der Effekt des Dokumentationsfilm aber wieder abgeflacht, relativiert der Merchandiseverantwortliche.
Was also bleibt vom Sea Spiracy Effekt? Das können auch die Sea Shepherd Freiwilligen nur schwer einschätzen. Auch auf die Frage, ob das Meer denn überhaupt noch zu retten sei, reagieren sie zögerlich. Natalie Maspoli zeigt sich eher optimistisch:
„Wenn wirklich eine 180 Kehrtwende stattfindet, dann ja.“ Sie benennt diese 180-Wendung auch ganz konkret. „Die Ozeane müssen in Ruhe gelassen werden, damit sie sich erholen können. Und die Fischindustrie müsste abgeschafft werden“, ist die Tessinerin überzeugt. Klaus Gaar ist der Zweckpessimist im dynamischen Meeresschutzduo. Denn selbst wenn die Fischerei ab sofort in Ruhe eingestellt würde, lösen sich damit nicht alle Probleme in Luft auf. Es bleibt der Plastikmüll, die Lärmverschmutzung durch Schiffe und Bohrungen. 
„Auch wenn ein Kipppunkt überschritten wäre, hielte mich das nicht davon ab, meinem Engagement weiternachzugehen. Es geht um das einzelne Individuum, es geht um den Fisch, die Delfine und Wale. Von daher ist unsere Arbeit immer richtig und wichtig.“
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